Arthrose

Behandlung in der Klinik am Steigerwald

Arthrosen werden zu den degenerativen Erkrankungen des Bewegungsapparates gezählt. "Degenerativ" bedeutet, dass gewebliche Strukturen, in unserem Falle des Bewegungs- und Halte-Apparates, abgebaut, verhärtet, deformiert, unelastisch geworden sind. Neben Gelenkarthrosen zählt man auch die Bandscheibenleiden des Rückens zu den degenerativen Erkrankungen. Arthrosen sind häufig. Das Robert-Koch-Institut gibt 2009 für Deutschland eine Verbreitungshäufigkeit von ca 22% an. Bei den über 65-Jährigen sind etwa 50 % betroffen, Frauen etwas mehr als Männer. Knie und Hüfte führen die Statistik an. – Gerade im Alter ist die Erhaltung der Mobilität Krankheitsvorsorge pur.

Welche Möglichkeiten für Therapie und Prävention gibt es diesseits der Endoprothese? Wo helfen die Chinesen?

Symptomatik

Schmerzen, Bewegungseinschränkungen, letztere teils bedingt durch die Schmerzen, teils durch eine zunehmende Versteifung der schmerzbedingt zu wenig bewegten Gelenke. Hier finden wir einen der vielen Teufelskreise in der Medizin: Schmerzen, Steifigkeit, vielleicht zusätzlich noch Schwerfälligkeit machen Bewegungsunlust. Bewegungsmangel führt zu Stagnation von Durchblutung und Stoffwechsel, was wiederum Schmerzen zur Folge hat. Typisch für Arthrosen ist der sogenannte Einlaufschmerz: Wenn das Gelenk aus der Ruhe heraus bewegt und belastet wird, treten Schmerzen auf, die im Laufe der Bewegung wieder abklingen (um sich dann allerdings bei zu heftiger oder zu andauernder Belastung erneut wieder einzustellen).

Die in der Klinik am Steigerwald vertretenen Methoden und Anschauungen stellen eine Erweiterung des klassisch orthopädischen Weltbildes dar. Im folgenden wollen wir, beginnend mit der Orthopädie, vier Sichtweisen und die daraus sich ergebenden Behandlungsmöglichkeiten bei degenerativen Gelenkerkrankungen skizzieren. Die in den Kapiteln II. bis IV. beschriebenen theoretischen und therapeutischen Zugänge zum Thema Arthrose gehören zum Methodenbestand der Klinik am Steigerwald.

I. Klassische Orthopädie

Die Orthopädie versteht sich selbst schwerpunktmäßig als chirurgische Disziplin. Orthopädische Diagnostik ist in erster Linie Röntgen-Diagnostik. Wichtigste Therapie-Methode ist der operative Gelenkersatz, Arthrose wird als Verschleißkrankheit gesehen. Hauptursache: Knorpelschädigung durch inadäquate Druckbelastung. Knorpelgewebe wird nicht von Blutkapillaren versorgt, es hat deswegen einen trägen Stoffwechsel. Ernährung des Knorpels und Schmierung der Gleitflächen geschehen durch Bewegung und durch einen ausgeglichenen Wechsel von Belastung und Entlastung der Knorpelflächen, wodurch eine Art Pumpwirkung zustande kommt. Aufgrund des langsamen Stoffwechsels kann sich druckgeschädigtes Knorpelgewebe nur schwer regenerieren. Unter der pathologischen Druckbelastung erfährt das Gelenk strukturelle Veränderungen in Form von: Knorpel-Abbau, Bildung von Ersatzgewebe, knöchernen Umbauvorgängen. Am Ende dieser Entwicklung finden wir das funktionsuntüchtige, "abgenutzte", schmerzhafte Gelenk, das einer Gelenkersatz-Operation entgegengeht.

Als Ursachen unguter gelenkmechanischer Verhältnisse nennt die Orthopädie:

So segensreich es sein kann, ein zerstörtes Gelenke operativ durch eine Prothese ersetzt zu bekommen – auch die Orthopädie hat ihre Grenzen. Da ist zunächst die Frage der Indikations-Stellung: Muß operiert werden, kann operiert werden, wie sind Risiken und Chancen, gibt es nicht-operative Alternativen? Ein sachgerechtes Abwägen dieser Fragen setzt allerdings voraus, daß auch nichtoperative Behandlungswege hinreichend bekannt sind. Hier ist ein gewisser Lernbedarf bei den Schul-Orthopäden zu konstatieren. Wir plädieren für ein Ausschöpfen nicht-operativer Behandlungsmöglichkeiten und beraten unsere Patienten deshalb so, daß, nach vorheriger Anhörung auch des Orthopäden, Raum für eine eigene Entscheidung bleibt:

Welche Gründe sprechen gegen eine Operation zum gegenwärtigen Zeitpunkt?

Das stärkste Argument für eine abwartende Haltung gegenüber operativen Maßnahmen ist die Erfahrung der Wirksamkeit nicht-operativer Behandlungsansätze. Diese leiten sich von Krankheits-Modellen ab, die allesamt die Einbettung von Gelenkfunktion und -ernährung in den Gesamtorganismus betonen.

In Anlehnung an traditionelle chinesische Auffassungen sollen hier drei Kernthemen dargestellt werden:

II. Muskulatur

Mit der Muskulatur findet der funktionelle Gedanke stärkere Berücksichtigung in der Beschreibung der Gelenkerkrankungen. Die Zugspannung, die eine Muskelkontraktion auslöst, überträgt sich als Druckspannung auf die Knorpelflächen. So scheint es einleuchtend, daß fehlerhafte Spannungszustände von Muskeln Schäden an Gelenken hervorrufen oder verstärken können.

Hier lassen sich drei Fehlerquellen unterscheiden:

  1. Die Muskulatur als Werkzeug unserer Handlungen ist Träger guter und schlechter Angewohnheiten in Haltung und Bewegung, z.B. am Arbeitsplatz, im Auto (ergonomischer Faktor).
  2. Die Muskeln sind Ausdrucksfeld von seelischen Regungen, sie binden die Psyche an das Skelett. Angst, Wut, Überdrehtheit usw. können sich als muskuläre Fehlspannung festsetzen. (psychomotorischer Faktor).
  3. Eine pathologische Gelenkmechanik wird häufig durch unwillkürliche muskuläre "Panikreaktionen" verschlimmert (reflektorische Verstärkung).

Eine gelenkbelastende unharmonische Spannungsarchitektur unserer Muskulatur ("Dystonie") zeigt sich z. B. im hohlkreuzförmig festgehaltenen Becken, den hochgezogenen Schultern, dem wenig Halt bietenden erschlafften Bauchmuskel-"Korsett", dem Watschel-Gang bei Hüft-Arthrose, der Streck-Behinderung der Leiste uvm.

Hier hilft die Röntgenaufnahme wenig bei der Ursachenforschung; muskuläre Dystonien offenbaren sich eher dem Auge und den Händen des Untersuchers. Dabei findet sich häufig eine ungute Kombination von überspannten, verkrampften Muskelpartien mit Regionen, die erschlafft sind und ihre Haltefunktion nicht wahrnehmen können. Der Mensch klagt über schmerzhafte Verspannungen, wir tasten Myogelosen, man spricht von "Haltungsfehlern", dem Bewegungsfluss fehlt Leichtigkeit und Ökonomie. Die Folge: Strukturen des Halteapparates werden über Gebühr belastet. Die Gelenke leiden.

Therapie

Übungen zur Muskelkräftigung reichen in der Regel nicht aus. Im Gegenteil, sie bergen in sich das Risiko, daß Fehlbewegungen eingeübt werden. Überhaupt kann stark willensbestimmtes Bewegungsverhalten (auch Korrekturimpulse wie: Halt Dich gerade!) eher ein Therapie-Hindernis sein. Es geht ja letztlich um das Wiedererlernen notwendig unbewusst ablaufender Feinabstimmungen der muskulären Steuerung. Jeder intuitiv begabten Physiotherapeutin, jeder anspruchsvolleren körpertherapeutischen Methode sind diese Zusammenhänge bewußt. Um einige Richtungen zu nennen, die in der Klinik am Steigerwald vertreten sind: Psychotonik nach Prof. Glaser mit den Behandlungsarten Atem-Massage und Kommunikatives Bewegen, Shiatsu, Tuina, Qigong, Cranio-Sacral-Therapie, Aku-Punkt-Massage, Fuß-Reflexzonen-Massage, klassische Krankengymnastik und Massage. Bei einem Teil der genannten Verfahren gehört auch Muskelkräftigung zum Programm, aber stets als Teil ganzheitlicher Übungen mit vitalem Sinnbezug.

Akupunktur soll "Qi-Blockaden lösen" und "den Fluß des Qi fördern". Auch wenn das, was die Chinesen mit der Vitalenergie "Qi" genau meinen, nicht so leicht zu klären ist: Der Spannungsfluss durch die Muskulatur ist sicher ein Aspekt von "Qi". Die spannungsregulierende Wirkung von Akupunktur, Akupressur, Moxibustion (Aku-Punkterwärmung mittels Moxa-Kraut) erklärt freilich ihren schmerzstillenden Effekt nur zum Teil. Darüberhinaus spielen Einflüsse auf die Durchblutung und nicht restlos erforschte neurologische Effekte eine Rolle.

Ganzheitlich orientierte Therapie sollte sich nicht nur auf die Behinderungen und Störungen des Menschen fixieren, sondern tut gut daran, auch so etwas wie positive Leitbilder aufzurichten. Man spricht in diesem Sinne von einer salutogenetischen Perspektive, also einer Utopie, die Mut macht, den Weg der Therapie zu gehen.

Wir stellen uns eine Gesellschaft vor, in der das Kontaktverhalten der Menschen untereinander ebenso wie der Kraft-Einsatz in Arbeitswelt und Freizeit von einer lebendigen Beweglichkeit geprägt sind; Spannung und Entspannung folgen aufeinander in harmonischem Fluß; Gemütsbewegungen finden, wenn man sie nicht verstecken muß, ihren Weg zum körperlichem Ausdruck und bleiben in den emotionalen Austausch der Personen eingebunden: verklemmtes, erstarrtes Verhalten kann sich lösen; die Haltung, der Gang – stolz und geschmeidig zugleich, eine Freude für das Auge. Bei Naturvölkern sieht man dergleichen, bei Kindern und, gelegentlich, bei unseren dunkelhäutigen Mitbürgern.

III. Das Blut, die Säfte (chinesisch "Xue")

Beide Richtungen, die klassische Orthopädie, wie auch die physiotherapeutisch orientierten Disziplinen beschreiben die Entstehung der Arthrose letztlich über ein belastungsmechanisches Modell. Vereinfacht gesagt: Zuviel Druck führt auf Dauer zum Gelenkverschleiß. Vorherrschende Untersuchungsmethode ist bei den einen das Röntgenbild, bei den anderen die Analyse von Haltung, Bewegung, Spannungszustand der Muskulatur mit Hand und Auge.

Was außer Acht bleibt bei diesen Richtungen, ist die Rolle der Gewebebeschaffenheit. Sie ist in hohem Maß abhängig von der Zirkulation und der Qualität der "Säfte", der von Blut, Lymphe und damit dem gesamten interzellulären Milieu. Nur wenn Versorgung und Entsorgung der "Leistungsträger" im Gelenk-Organ ausreichend funktionieren, können diese Gewebe die Festigkeit, Elastizität und Anpassungsfähigkeit erhalten, die sie für ihre Arbeit benötigen. Eine ernährungsphysiologisch schlechte Qualität von Blut und Lymphe und eine Ansammlung von schädlichen Substanzen im Gelenkraum und seiner Umgebung spielen eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Arthrosen. Naturheilkundler sprechen hier gern von "Übersäuerung". Es geht also um das viel diskutierte Schlackenthema (chinesisch "trübe Hitze/Schleim"), mit dem die Schulmedizin nach wie vor ihre Probleme hat.Von offizieller Seite anerkannt wird immerhin die Gelenk-schädigende Wirkung von Tabakrauch; auch die Harnsäure, ein Schlackenstoff aus dem Nukleinsäure-Abbau, ist als Gelenk-Schädling von Seiten der Schulmedizin "zertifiziert". Über alles Weitere läßt uns die Wissenschaft im Dunkeln. Wir müssen uns daher auf Erfahrungen jenseits der Hochschulmedizin stützen, auf die Erfahrungen unserer Patienten und unsere eigenen. So sei von den vielen Nahrungsmitteln, deren Vermeidung offensichtlich lindernd oder vorbeugend bei Arthrose helfen kann, hier stellvertretend das Schweinfleisch genannt. Auch an die gute Wirksamkeit von Fasten-Kuren (z.B. nach F.X. Mayr) soll erinnert werden. Wobei Gewichtsabnahme den therapeutischen Effekt allein nicht erklärt; ganz offensichtlich spielt sich auch eine Umstimmung im inneren Milieu ab, von der die Gelenkstrukturen profitieren.

Therapie

Zu den äußeren Verfahren, die auf die Säfte-Zirkulation einwirken, zählen das Schröpfen und die Blutegel-Behandlung. Auch die Akupunktur kann in diesem Rahmen zum Einsatz kommen. Hilfreich sind auch Einreibungen und Umschläge mit verschiedenen Wirkstoffen. Immer wieder erstaunt sind unsere Patienten über die lindernde Wirkung von Kohlwickeln.

Nachhaltiger lassen sich die Probleme der Blut-Stagnation und der Verschlackung mit entsprechend zusammengestellten Arzneirezepturen angehen, eins der vielen Anwendungsfelder der chinesischen Phytotherapie. Wir geben Rezepturen, die in "Deponien" (so auch in Gelenken oder periartikulär) abgelegte Schlackenstoffe, chinesisch "Tan", deutsch "versteckter Schleim", mobilisieren und der Ausscheidung über den Darm und andere Schleimhautorgane zuführen.

Die Regulierung der Darmfunktion ist ein Schlüssel zur Therapie. Überhaupt kann die Dimension der "Säfte", des inneren "chemischen" Milieus, das orthopädische Weltbild erweitern. Die für die Schulmedizin so fundamentale Grenze zwischen dem Eingeweide-System (gehört dem Internisten) und dem Bewegungsapparat (gehört dem Orthopäden) wird aufgeweicht. "Überraschende" Zusammenhänge zwischen der Funktion der Bauchorgane und der Verfassung von Knochen, Gelenken Muskeln tun sich auf. So sind Patient und Arzt immer wieder erfreut, wenn unter der Behandlung nach reichlichen Stuhlentleerungen die Gelenkschmerzen nachlassen.

Unterstützend zu den genannten Reinigungsprozeduren können phasenweise, teils in Kombination, teils im Wechsel, Rezepturen zum Einsatz kommen, die folgende Funktionen haben:

Auch in der Regulation muskulärer Fehlspannung, und dies wäre zu Kapitel II nachzutragen, können Arzneipflanzen neben und bisweilen vor Akupunktur und Physiotherapie, eine überragende Rolle spielen.

IV. Das Thema Entzündung, in der TCM " Heteropathie"

Die Orthopädie nennt es "aktivierte Arthrose". Gemeint ist die Entwicklung einer Entzündung in einem arthrotisch veränderten Gelenk. Wir sehen Schwellung. Überwärmung und Schmerz in einem meist schon länger geschädigten Gelenk. Ein echtes entzündliches Gelenkrheuma liegt nicht vor. Warum sich ein im "Abnutzungsprozess" befindliches Gelenk irgendwann entzündet, findet im Rahmen der Schulmedizin keine rechte Erklärung. Zwar sind Vorgänge von Gewebs-Abbau und -Zerstörung mit leichter Aktivierung des Entzündungssystems verbunden, aber warum Entzündung in dieser Schmerzhaftigkeit und warum gerade jetzt, nachdem das geschädigte Gelenk so lange friedlich war? Unsere Antwort lautet: Der Entzündungsimpuls sitzt schon im Körper; er sucht sich sozusagen als Ventil ein geschädigtes Gewebe, um sich in ihm auszutoben. Zur Illustration dieses Zusammenhanges sei an ein bisher kaum verstandenes Phänomen erinnert: Nach Knochenbrüchen oder Operationen leiden manche Patienten monate- oder jahrelang an Schmerzen in der betroffenen Region – und schimpfen auf den Chirurgen. Fast immer zu Unrecht. In der Regel hat sich nämlich ein vagabundierender Entzündungsimpuls auf das akut traumatisierte Gewebe gesetzt und dort eine Entzündung induziert, die freilich häufig (wie viele Entzündungen am Bewegungsapparat!) laborchemisch unsichtbar bleibt.

Denn nicht nur Verschlackung, auch Entzündung hat eine systemische Dimension, betrifft also immer den ganzen Organismus. Diese Einsicht, die wir in ihrer vollen Tragweite den Chinesen verdanken, nötigt uns, den zeitlichen Zusammenhang zwischen dem Auftreten eines Atemwegsinfektes und einem akuten Gelenkschmerz als diagnostischen Wegweiser ernst zu nehmen. Maßgeblich ist für uns TCM-Ärzte das in dem Grundlagenwerk "Shang Han Lun" vor 2000 Jahren minutiös ausgearbeitete, von Porkert für den Westen begrifflich gefasste Konzept des "Xie". Porkert hat für "Xie" den lateinischen Begriff "Heteropathie" geprägt, wörtlich übersetzt mit "Schrägläufigkeit". Wir würden heute sagen: "Immunregulations-Störung". Fritz Friedl hat dieses Konzept in neuerer Zeit auf der Basis klinischer Erfahrungen an moderne Verhältnisse angepasst. Unsere Kernaussage lautet: Entzündungsprozesse, die nicht zur Restitutio, zur Wiederherstellung des Anfangszustandes fortgeschritten, also nicht abgeschlossen sind, bleiben als verborgener Antrieb im Körper und überlagern Steuervorgänge unseres Immunsystems.

In einer Zeit, als unsere westliche Medizin apparativ noch nicht so hochgerüstet war wie heute, in der aber eher besser beobachtet und eher mehr nachgedacht wurde, sprach der berühmte Internist G.v. Bergmann von der "Entzündungsbereitschaft des Gesamtorganismus", die durch irgendwelche Infekte aufgeweckt werden kann, um an beliebigen Schwachstellen des Organismus als akute Entzündung in Erscheinung zu treten Wir sehen, daß ein nicht ausgeheilter, chronisch schwelender Schnupfen zum Beispiel Entzündungsprozesse im Bereich der Kniegelenke hervorrufen, verstärken oder unterhalten kann. Man darf hier durchaus Parallelen zum europäischen Gedanken des Entzündungsherdes bei chronischen Krankheiten sehen.

Therapie

Nach dem Konzept der Heteropathie zu verfahren, nötigt zu geduldiger therapeutischer Arbeit mit den Mitteln der chinesischen Arzneitherapie. Ziel ist es, die ursprüngliche Entwicklung vom Atemweginfekt zum Gelenkschmerz zu stoppen, die Entwicklungsrichtung umzudrehen und die alten Infekte, die am Beginn der Entwicklung standen, wieder aufleben zu lassen. Das Therapieziel ist erreicht, wenn nach einem üppigen produktiven Schnupfen oder nach einem Husten mit viel Schleimauswurf die Gelenkschmerzen nachlassen. Auf dem Wege dahin sind oft verschiedene, aufeinander aufbauende Behandlungsphasen notwendig, bei denen auch die in den vorigen Kapiteln dargestellten "Themen" zu bearbeiten sind. Besonders hilfreich kann eine Klasse von Arzneipflanzen sein, deren Wirkung darin besteht, "Wind-Feuchtigkeit auszuleiten" und die Leitbahnen durchgängig zu machen.

Unverzichtbar ist eine intensive und geduldige Aufklärung des Patienten. Er sollte lernen, daß Atemwegsinfekte Trainings- und Reinigungs-Stationen des Immunsystems darstellen und entsprechend ernst genommen werden wollen. Also: Arbeit niederlegen (zur Not allenfalls Dienst nach Vorschrift), keine symptomunterdrückenden Maßnahmen, Ruhe, Wärme, Hausmittel oder leichte Naturpräparate; Fieber und Schleimsekretion als positiv bewerten lernen. Wenn möglich, chinesische Arzneitherapie zum "Infekt-Management".

Naturheilkundliche Einordnung

Von den oben skizzierten drei Zugängen, die bei der Behandlung und Prävention von Arthrosen aus chinesischer Sicht berücksichtigt werden sollten, finden wir die ersten beiden auch in europäischen Traditionen: II. Physiotherapie mit zahlreichen Methoden, Osteopathie; III. Ernährungs- Fastenbehandlungen, "Säfte"-Bewegung und -Reinigung durch Kneipp-Anwendungen, Ausleitende Verfahren usw . Bei der Entzündungsthematik sieht es in Europa düster aus. Das übermächtige Behandlungsprinzip der Immunsuppression erdrückt das naturheilkundliche Denken. Das einzige intelligente Konzept verkörpert zur Zeit, soweit ich sehe, die mikrobiologische Therapie.

Kurzer Hinweis zum Medikamentenumgang

Zum Schluß drei Sätze zu den üblicherweise bei Arthrose verordneten Symptom-Killern. Alle Mittel: Rheuma-Schmerzmittel wie Diclofenac oder Ibuprofen, Kortison, Morphium und seine Abkömmlinge wie Tramal oder Valoron, Antidepressiva, Antiepileptika wie Lyrica oder Neurontin, Tranquillizer aus der großen Valium-Familie und Schlafmittel haben in der Dauertherapie die Tendenz, die Erkrankung zu zementieren. Und zwar aus unterschiedlichen Gründen, für deren Beschreibung hier nicht Platz genug ist. In der Klinik am Steigerwald werden diese Medikamente als, manchmal unverzichtbare, Notfallmittel eingesetzt. Eine nachhaltige, stabile Besserung wird aber um so eher erreicht, wenn es gelingt, diese Mittel, in der Regel ausschleichend, abzusetzen.

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